Ein Erfahrungsbericht aus der Perspektive eines Fotografen
Für mich als Fotograf geht es normalerweise darum, interessante Motive zu erkennen, sie im Sucher der Kamera gut zu komponieren und dann im richtigen Moment den Auslöser zu drücken.
Doch seit ich mit meiner DJI Mini 4K-Drohne unterwegs bin, hat sich meine Sicht auf das Thema „Einzelbilder“ etwas erweitert. Denn moderne Drohnen nehmen nicht nur beeindruckende Fotos auf, sondern auch 4K-Videos, die voller potenzieller Standbilder stecken.
Diese Technik eröffnet eine neue Möglichkeit: das Extrahieren einzelner Frames – also das Speichern einzelner Videobilder als Foto. Doch lohnt sich dieser Ansatz wirklich? Und was kann man qualitativ erwarten?
Warum Frames extrahieren?
Manchmal gelingt es einem während eines Drohnenflugs eine spannende Perspektive, eine besondere Lichtstimmung oder ein überraschender Moment festzuhalten. Solche Momente sind oft zu flüchtig, um sie gezielt als Foto aufzunehmen.
Genau hier kommt die Frame Extraction ins Spiel:
Aus einem 4K-Video mit 30 Bildern pro Sekunde (fps) hat man in jeder Sekunde 30 potenzielle Fotos zur Auswahl! Damit steigt die Chance erheblich, den perfekten Augenblick zu treffen – auch wenn man beim Filmen gar nicht daran gedacht hat.
Wie gut ist die Bildqualität?
Ein Frame aus einem 4K-Video (3840 × 2160 Pixel) entspricht etwa 8,3 Megapixeln – also weniger als ein
klassisches Drohnenfoto (12 MP), aber durchaus solide.
Wichtiger sind die Unterschiede im Farbumfang und in der Kompression:
- Video-Frames liegen meist in 8 Bit vor (statt 10 oder 12 Bit bei RAW).
- Sie sind komprimiert (H.264/H.265) und daher weniger flexibel bei der Nachbearbeitung.
Für den Einsatz auf Social Media, Webseiten oder für Präsentationen reicht die Qualität aber vollkommen
aus. Besonders bei gutem Licht und niedriger ISO liefert die DJI Mini 4K erstaunlich klare Ergebnisse.
Einzelne Frames manuell oder automatisch abspeichern?
Will man lediglich ein paar Frames als Bild abspeichern, dann macht man das am einfachsten manuell mit einem kostenlosen Tool wie dem VLC-Player oder dem Schnittprogramm LosslessCut.
Das geht prinzipiell so:
- Programm laden
- Festlegen, welches Format das Bild haben soll (PNG, JPG oder TIFF)
- Festlegen, wohin die Bilder gespeichert werden sollen
- Video öffnen (Drag & Drop)
- Zu einem geeigneten Frame navigieren
- Ein Bild/Snapshot machen
- Fertig!
Will man hingegen eine größere Anzahl oder alle Keyframes eines Videos als Bild abspeichern, dann empfiehlt sich die automatische Speicherung - zum Beispiel mit einemProgramm wie FFmpeg.
Nach der Verarbeitung des Videos geht man die Liste der entstandenen Bilder durch, sucht sich die besten heraus und nutzt sie für die Website oder Social Media.
Schritt-für-Schritt-Anleitung: Keyframes mit FFmpeg automatisch abspeichern
FFmpeg ist ein kostenloses, quelloffenes Tool für die Bearbeitung von Multimediadateien. Es arbeitet über die Kommandozeile (Eingabeaufforderung), was am Anfang ungewohnt sein kann, aber extrem effizient ist.
Teil 1: FFmpeg herunterladen und einrichten (Windows)
Da FFmpeg kein herkömmliches Installationsprogramm hat, müssen Sie es manuell herunterladen, entpacken und Ihren Computer so konfigurieren, dass er den Befehl ffmpeg überall erkennt.
1. FFmpeg herunterladen
Besuchen Sie die Download-Seite: https://www.gyan.dev/ffmpeg/builds/#release-builds und laden Sie das Programm (ffmpeg-release-essentials.zip) herunter.
Der direkte Download-Link lautet: https://www.gyan.dev/ffmpeg/builds/ffmpeg-release-essentials.zip
Dow Um das ZIP-Archiv später entpacken zu können, benötigen Sie ein Programm wie PeaZIP, 7-Zip oder WinRAR.
2. FFmpeg installieren (auf C:)
- Entpacken Sie die heruntergeladene Datei.
Klicken Sie dazu mit der rechten Maustaste auf die .ZIP-Datei und wählen Sie "Hier entpacken" (oder ähnlich, abhängig von Ihrem Entpack-Programm). Es entsteht ein Ordner wie z.B. ffmpeg-8.0-essentials_build. - Benennen Sie diesen entpackten Ordner in FFmpeg um.
- Verschieben Sie den gesamten FFmpeg-Ordner in das Stammverzeichnis Ihres C:-Laufwerks.
Der Pfad sollte nun so aussehen: C:\FFmpeg.
3. Umgebungsvariable setzen
- Damit Sie FFmpeg von jedem Ort in der Kommandozeile aus nutzen können, müssen Sie den Pfad zum bin-Unterordner in die Systemvariable "Path" eintragen.
- Öffnen Sie die Systemvariablen: Gen Sie in die Windows-Suchleiste "Umgebungsvariablen" ein und wählen Sie "Systemumgebungsvariablen bearbeiten".
- Umgebungsvariablen-Fenster: Im Fenster "Systemeigenschaften" klicken Sie auf den Button "Umgebungsvariablen..." unten.
- "Path" bearbeiten: Im unteren Bereich "Systemvariablen" wählen Sie die Variable Path aus und klicken Sie auf "Bearbeiten...".
- Neuen Pfad hinzufügen: Klicken Sie im neuen Fenster auf "Neu" und fügen Sie den Pfad zum bin-Ordner von FFmpeg ein: C:\FFmpeg\bin
- Bestätigen Sie alle Fenster: Klicken Sie dreimal auf "OK", um alle Fenster zu schließen und die Änderungen zu speichern.
4. Installation überprüfen
- Öffnen Sie die Kommandozeile: Geben Sie in die Windows-Suchleiste cmd ein und drücken Sie Enter.
- FFmpeg-Befehl testen: Geben Sie den folgenden Befehl ein und drücken Sie Enter: ffmpeg -version
- Wenn die Installation erfolgreich war, sollten Sie eine lange Liste mit Versions- und Konfigurationsinformationen sehen. Wenn eine Fehlermeldung wie "ffmpeg ist als interner oder externer Befehl nicht bekannt" erscheint, überprüfen Sie den Pfad unter Schritt 3.
Teil 2: Keyframes als PNG-Dateien extrahieren
Keyframes (auch I-Frames genannt, von Intra-Coded Picture) sind vollständige Einzelbilder in einem Video, die als "Ankerpunkte" dienen. Sie benötigen die anderen Frames nicht, um vollständig dargestellt zu werden. Das Extrahieren nur dieser Frames spart viel Zeit und Speicherplatz im Vergleich zum Extrahieren jedes einzelnen Bildes.
1. Vorbereitung
- Erstellen des Arbeitsordners: Erstellen Sie auf Ihrem Desktop einen Ordner, z.B. FFmpeg_Keyframes.
- Legen Sie Ihr Video ab: Kopieren Sie die Videodatei (z.B. mein_video.mp4) in diesen Ordner.
- Öffnen Sie die Kommandozeile im Ordner: Halten Sie die Shift-Taste gedrückt, klicken Sie mit der rechten Maustaste in einen leeren Bereich des Ordners und wählen Sie "Eingabeaufforderung hier öffnen" (oder "PowerShell-Fenster hier öffnen").
2. Der Befehl zur Keyframe-Extrahierung
Der zentrale Befehl lautet:
ffmpeg -i mein_video.mp4 -vf select='eq(pict_type\,I)' -vsync vfr -q:v 2 keyframe_%04d.png
| Parameter | Erklärung für Einsteiger |
|---|---|
ffmpeg
|
Ruft das Programm auf. |
-i mein_video.mp4
|
-i steht für Input. Hier gibst du den Namen deiner Videodatei an.
|
-vfselect='eq(pict_type\,I)'
|
-vf steht für Video Filter. Der Filter select='eq(pict_type\,I)' weist FFmpeg an, nur Frames auszuwählen, deren Bildtyp
(pict_type) gleich (eq) einem I-Frame (Keyframe) ist.
|
-vsync vfr
|
Steuert, wie Frames synchronisiert werden. vfr (Variable Frame Rate) stellt sicher, dass für jeden ausgewählten Keyframe nur ein Bild gespeichert wird,
um Duplikate zu vermeiden.
|
-q:v 2
|
Steuert die Videoqualität. Bei PNG-Dateien (die verlustfrei sind) ist dieser Wert meist nebensächlich, aber es wird oft hinzugefügt. |
keyframe_%04d.png
|
Dies ist das Ausgabeformat. Die Keyframes werden als PNG-Dateien gespeichert. keyframe_ ist das Präfix. %04d bedeutet, dass eine
fortlaufende Nummer mit vier Stellen (z. B. 0001, 0002) verwendet wird.
|
3. Verarbeitung starten
- Passen Sie den Befehl an: Ersetzen Sie mein_video.mp4 durch den genauen Namen Ihrer Datei.
- Führen Sie den Befehl aus: Geben Sie den angepassten Befehl in die Kommandozeile ein und drücken Sie Enter.
FFmpeg beginnt nun mit der Verarbeitung. Im Konsolenfenster sehen Sie Fortschrittsinformationen. Nach Abschluss finden Sie im gleichen Ordner alle Ihre extrahierten Keyframes als nummerierte PNG-Dateien.
Beispiel für eine automatische Keyframe Extraktion mit FFmpeg
Ich habe hier meinen Rechner wie oben beschrieben vorbereit.
- Mein Video hat den Namen: DJI_0061-clip.MP4
- Ich passe den Befehl an
Original: ffmpeg -i mein_video.mp4 -vf select='eq(pict_type\,I)' -vsync vfr -q:v 2 keyframe_%04d.png
Angepasst: ffmpeg -i DJI_0061-clip.MP4 -vf select='eq(pict_type\,I)' -vsync vfr -q:v 2 keyframe_%04d.png - Nun gebe ich diesen angepassten Befehl in die PowerShell ein und drücke Enter

Der Verarbeitungsprozess läuft an und es werden automatisch 96 Keyframes im PNG-Format gespeichert.
Nach Abschluss der Extraktion können die 96 Keyframes im Ausgabeordner gesichtet und verwendet werden.
Beispiel Keyframe aus dem Video-Clip, den ich mit meiner DJI Mini 4K aufgenommen habe.
Herausforderungen bei der Bildbearbeitung
Frames aus Videos reagieren empfindlicher auf die Bearbeitung als RAW-Fotos.
Ein paar typische Stolperfallen:
- Begrenzter Dynamikumfang: Weniger Details in Schatten und Lichtern.
- Rauschen: Besonders in dunklen Szenen stärker sichtbar.
- Artefakte & Banding: Bei starker Farbkorrektur oder Nachschärfung.
- Bewegungsunschärfe: Drohnenvideos sind oft mit längerer Belichtungszeit (1/60 s) aufgenommen.
Empfohlene Vorgehensweise:
- Nur klar belichtete Frames wählen.
- Bearbeitung in Lightroom oder Luminar: sanft und moderat.
- Rauschreduzierung und Nachschärfen sparsam dosieren.
- Export in maximaler Qualität (z. B. 100 % JPEG).
Verwendung über Drohnenvideos hinaus
Die Technik funktioniert natürlich nicht nur mit Drohnen.
Auch moderne Kameras, Actioncams oder Smartphones, die in 4K oder 8K aufnehmen, liefern
hervorragende Einzelbilder.
Ein 8K-Frame entspricht etwa 33 Megapixeln – also vollwertiger Fotogröße.
Damit lassen sich problemlos Ausdrucke in A3 oder Social-Media-Posts mit hoher Schärfe realisieren.
Fazit: Video als Bilderquelle – sinnvoll mit Bedacht
Die Frame Extraction ersetzt kein RAW-Foto, aber sie ist eine wertvolle Ergänzung.
Gerade bei spontanen Motiven aus Drohnenperspektive kann man damit beeindruckende Aufnahmen gewinnen, ohne ständig zwischen Foto- und Videomodus zu wechseln.
Wenn man die Grenzen kennt und mit gutem Ausgangsmaterial arbeitet, entstehen aus 4K-Videos erstaunlich brauchbare Bilder – perfekt für Instagram, Online-Portfolios oder Reportagen (siehe Tabelle Bildauflösungen für Social Media unten).
Mein Fazit als Fotograf:
„Ich sehe Video heute nicht mehr nur als bewegtes Bild, sondern als eine Serie potenzieller
Fotos. Wer genau hinsieht, entdeckt in seinen 4K-Clips oft kleine Juwelen, die sonst für immer
verborgen geblieben wären.“
Ich hoffe, ich konnte Ihnen zeigen, wie Sie mit wenigen Klicks eine große Anzahl von Keyframes für Ihre Zwecke aus einem Video extrahieren können. Und auch, dass es kein Problem ist, einmal ein Kommandozeilen-Programm wie FFmpeg einzusetzen.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Extraktion Ihres ersten Videos.
In diesem Sinne,
Ihr Ralph Oehlmann
Anhang-1
Wenn Sie die originalen oder bearbeiteten Keyframes in Social Media verwenden wollen, dann sehen Sie hie eine Tabelle mit den aktuellen Bildformaten und zugehörigen Auflösungen.
Übersicht: Bildauflösungen für Social Media
| Plattform | Format / Verwendung | Empfohlene Größe (px) | Seitenverhältnis | Größe (MP) | Hinweise |
|---|---|---|---|---|---|
| Quadrat | 1080 × 1080 | 1:1 | 1,2 MP | Standard-Feed-Format | |
| Hochformat | 1080 × 1350 | 4:5 | 1,5 MP | Beste Ausnutzung des Displays | |
| Querformat | 1080 × 566 | 1.91:1 | 0,6 MP | Für Queraufnahmen | |
| Feed-Post / geteiltes Foto | 1200 × 630 (bis 2048 px lange Kante) | 1.91:1 | 0,8 MP (bis 4,2 MP) | Facebook komprimiert stark – lieber mit 2048 px hochladen | |
| Beitragsbild | 1200 × 627 | 1.91:1 | 0,8 MP | Nachschärfen empfohlen | |
| Headerbild (Unternehmensseite) | 1128 × 191 | — | 0,2 MP | Wichtige Elemente zentrieren | |
| X (Twitter) | Beitragsbild | 1200 × 675 | 16:9 | 0,8 MP | Vorschau zeigt meist 16:9-Ausschnitt |
| Profilbanner | 1500 × 500 | 3:1 | 0,8 MP | — | |
| Threads | Feed-Bild | 1080 × 1350 | 4:5 | 1,5 MP | Identisch mit Instagram |
| Standard-Pin | 1000 × 1500 | 2:3 | 1,5 MP | Hochformat funktioniert am besten | |
| YouTube | Video-Thumbnail | 1280 × 720 | 16:9 | 0,9 MP | Max. 2 MB, PNG oder JPG |
| Kanalbanner | 2560 × 1440 | variabel | 3,7 MP | Zentrale Inhalte im mittleren Bereich (1546 × 423 px) platzieren | |
| Allgemein (universell) | Einheitliche Version für alle Plattformen | 2048 × 1365 | 3:2 | 2,8 MP | JPEG, 80–90 % Qualität, sRGB, Schärfen für Bildschirm |
Quelle: ChatGPT
Anhang-2
In dieser Tabelle finden Sie wichtige Informationen zur Spezifikation und Verwendung einiger wichtiger Bildformate.
Vergleich der Bildformate JPG, PNG, TIFF und PSD
| Format | Typ / Kompression | Transparenz | Farbunterstützung | Dateigröße | Vorteile | Nachteile |
|---|---|---|---|---|---|---|
| JPG (JPEG) | Verlustbehaftet | Nein | 8 Bit pro Kanal (24 Bit Farbe) | Klein bis mittel |
• Gute Kompression bei akzeptabler Qualität • Weit verbreitet und universell kompatibel • Ideal für Web und Social Media |
• Qualitätsverlust bei jeder Speicherung • Keine Transparenz • Nicht für professionelle Retusche geeignet |
| PNG | Verlustfrei (Deflate) | Ja (8 Bit Alpha-Kanal) | 8 oder 16 Bit pro Kanal | Mittel bis groß |
• Perfekte Schärfe bei Grafiken und Logos • Transparenz möglich • Keine Qualitätsverluste beim Speichern |
• Größere Dateien als JPG • Nicht für CMYK-Druck geeignet • Weniger effizient bei Fotos |
| TIFF | Verlustfrei oder verlustbehaftet (je nach Einstellung) | Ja | Bis 32 Bit, RGB/CMYK/Grayscale | Sehr groß |
• Höchste Qualität, keine Verluste • Ideal für Druck und Archivierung • Unterstützt Ebenen und Metadaten |
• Sehr große Dateien • Langsame Verarbeitung • Nicht für Web geeignet |
| PSD (Photoshop) | Verlustfrei | Ja | Bis 32 Bit, RGB/CMYK/Grayscale | Sehr groß |
• Unterstützt Ebenen, Masken, Filter • Ideal für Bildbearbeitung • Nahtlos in Adobe-Workflow integrierbar |
• Proprietär (Adobe) • Große Dateien, nicht webtauglich • Eingeschränkte Kompatibilität außerhalb Adobe |
Quelle: ChatGPT
Kurz gesagt:
- JPG = klein, schnell, verlustbehaftet → perfekt fürs Web
- PNG = verlustfrei, transparent → ideal für Grafiken und Logos
- TIFF = präzise, archivfähig → beste Wahl für Druck & Langzeitspeicherung
- PSD = flexibel, editierbar → Arbeitsformat für Photoshop-Profis









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