Reproduktion für Künstler - 7 Tipps für bessere Ergebnisse

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Künstlerin: Petra Berkmann

Die Reproduktion von Kunstwerken wird in unserer digitalen Welt immer wichtiger.

 

Nicht nur Museen digitalisieren Ihre Kunstwerke.

Auch die Künstler selbst benötigen heutzutage immer öfter hochwertige Reproduktionen ihrer Werke.

 

Ob man die Bilder in den Social Media posten will, ein Coffee Table Book erstellen möchte oder einen Flyer für die nächste Ausstellung benötigt - die Grundlage ist jeweils eine gute digitale Kopie des Originals.

(Erfahren Sie hier mehr über die professionellen ART-Services von Oehlmann-Photography).

 

Und mit Corona hat sich dieser Trend natürlich noch verstärkt, da die Durchführung von Präsenz-Ausstellungen erschwert wurde oder unmöglich geworden ist. (Lesen Sie hier, wie Sie mit Oehlmann-Photography schnell und preiswert zu Ihrer eigenen Online-Kunstausstellung kommen). 

Haben Sie schon einmal versucht, Ihre Kunstwerke selbst zu reproduzieren?

 

Dann ist Ihnen sicherlich aufgefallen, dass es gar nicht so einfach ist, ein ums andere Mal zu guten Ergebnissen zu gelangen. Manchmal sind die Bilder nicht richtig scharf, manchmal stimmen die Farben nicht...

Mit diesen 7 Tipps

lernen Sie, wie Sie Ihre Digitalisierung optimieren und künftig perfekte Bilder von Ihren Werken erstellen.

Nikon AF Micro 60mm 1:2.8 D Macro-Objektiv, digitale Reproduktion von Kunstwerken, Dr. Ralph Oehlmann, Oehlmann-Photography

Tipp-1  -  Die Kamera

 

Vorab rate ich Ihnen dazu, nicht Ihr Handy sondern eine DSLR- oder DSLM-Kamera für die Digitalisierung zu verwenden. Hierbei ist die Frage nach dem Format - FX (Vollformat) oder DX (Crop-Sensor) - nicht wirklich ausschlaggebend.

 

Vielmehr sollten Sie darauf achten, dass der Kamerasensor eine Auflösung von ca. 24 Megapixeln aufweist. Denn dies garantierte Ihnen eine hohe Auflösung und damit eine detailreiche Wiedergabe Ihres Kunstwerks.

 

Bild: Nikon AF Micro 60mm 1:2.8 D Macro-Objektiv

 Achten Sie auch auf folgende Kameraeigenschaften:

  • Der Autofokus ist abschaltbar
  • Der Weißabgleich kann manuell auf "Tageslicht" eingestellt werden
    (alternativ ist die Farbtemperatur auf 5.600 Grad Kelvin (°K) einstellbar)
  • Der Aufnahmemodus der Kamera kann auf "Manuell" umgestellt werden
  • Die Kamera erlaubt die Aufnahme von RAW-Dateien (wichtig für die spätere Bildbearbeitung)

Weiterhin sollten Sie ein Objektiv mit guten Abbildungsleistungen verwenden.

Hier sind vor allem Festbrennweiten im Normalbereich (z.B. AF Micro Nikkor 60mm 1:2.8 D) von Vorteil.

 

Es empfiehlt sich die Verwendung eines soliden Stativs (z.B. Manfrotto MT190XPRO4, ca. 180€) in Verbindung mit einem guten Stativkopf (z.B. Manfrotto X-Pro 3-Wege-Neiger, ca. 110€). 

Godox SL60W Videoleuchte, digitale Reproduktion von Kunstwerken, Dr. Ralph Oehlmann, Oehlmann-Photography

Tipp-2  -  Das Licht

 

Für die Digitalisierung rate ich Ihnen entweder zu Tageslicht-optimierten LED-Lichtquellen, die im Vergleich zu professionellen Blitzanlagen sehr unkompliziert einzusetzen sind.

 

Auf dem Markt gibt es mittlerweile recht günstige Modelle (z.B. GODOX SL60W LED Video Leuchte 5600K 60W LED Dauerlicht Bowens Halterung, ca. 145€), die in Kombination mit Standard- Softboxen verwendet werden können.

Hier eignen sich sogenannte Striplights besonders gut, da sie auch bei größeren Gemälden für eine gute Ausleuchtung sorgen (z.B. 2 x Godox 35 x 160cm Striplights für Bowens Halterung für ca. 130€)

Bild:  GODOX SL60W LED Video Leuchte (Bowens)

 

Aufgrund der geringeren Helligkeit kommt es, im Vergleich zu leistungsfähigen Blitzköpfen, natürlich zu längeren Belichtungszeiten, was bei statischen Motiven jedoch kein Problem darstellt.

 

Von besonderer Wichtigkeit ist die möglichst gleichmäßige Ausleuchtung des Gemäldes.

 

Daher sollten die LED-Leuchten mit ihren Striplights mit gleicher Leistung und gleicher Farbtemperatur symmetrisch und im gleichen Abstand auf das Motiv ausgerichtet werden. Die Bildmitte sollte hierbei gleich der Höhe der Lichtquelle entsprechen. Wer über einen Handbelichtungsmesser verfügt, kann die Helligkeit des auftreffenden Lichts im Zentrum und in den Ecken des Bildes miteinander vergleichen und bei Bedarf nachjustieren.

 

Kontrolle über das Licht.

 

Im Gegensatz zu Blitzanlagen, sind Aufnahmen mit LED-Lichtquellen häufig anfälliger auf vorhandenes Umgebungslicht.

Es empfiehlt sich also, den Raum weitestgehend abzudunkeln, damit nur die LED-Leuchten für die Belichtung sorgen. Andernfalls kann ein Mischlicht entstehen, das die Qualität Digitalisierung negativ beeinträchtigt.

Boesner Atelierstaffelei Profi 200, digitale Reproduktion von Kunstwerken, Dr. Ralph Oehlmann, Oehlmann-Photography

Tipp-3  -  Die Position

 

Damit die Gemälde frei von perspektivischen Verzerrungen abgelichtet werden können, müssen die Originale exakt senkrecht und parallel zum Sensor der Kamera ausgerichtet werden.

 

Hierfür empfehle ich Ihnen eine stabile Atelierstaffelei von Boesner, die sich exakt vertikal stellen lässt und deren Auflage höhenverstellbar ist.

 

Um ein Umkippen nach vorne zu verhindern, sollte die Staffelei hinten mit einem Sandsack beschwert werden.

 

Bild:  Boesner Atelierstaffelei Profi 200, ca. 230€

 

 

 

 

Stellen Sie Ihr Repro-Set so ein, dass die Gemäldemitte gleich der Objektivmitte ist. Ein guter Startwert ist eine Höhe von 130cm. Ist das Set erst einmal eingerichtet, braucht nur noch die Staffelei-Auflage in der Höhe angepasst werden. Hierfür können Sie sich hier einen kleinen Calculator herunterladen.

 

Sollten Sie die Originale an die Wand hängen, so müssen Sie bei unterschiedlichen Formaten jeweils etwas umständlich die Position der Kamera (Abstand und Höhe) anpassen. 

Camera Settings, Nikon D750, digitale Reproduktion von Kunstwerken, Dr. Ralph Oehlmann, Oehlmann-Photography

Tipp-4  -  Die Einstellungen

 

Folgende Kameraeinstellungen haben sich bewährt:

  • Weißabgleich:  fix auf 5.600°K oder auf "Tageslicht" einstellen
  • ISO:  auf "native" ISO einstellen (kleinster Wert, meist 100 oder 200)
  • Blende:  auf f8 oder f11 einstellen (guter Kompromiss zwischen maximaler Tiefenschärfe und maximaler Abbildungsschärfe)
  • Belichtungszeit:  ergibt sich aus der Belichtungsmessung mittels Graukarte
    (siehe weiter unten)
  • Die Blende und Zeit sollten manuell (M) eingestellt werden (keine Automatik verwenden)
3-teilige Graukarte, digitale Reproduktion von Kunstwerken, Dr. Ralph Oehlmann, Oehlmann-Photography

Tipp-5  -  Die Belichtung

 

Eine Graukarte macht den wesentlichen Unterschied für eine korrekte Belichtung und perfekte Farben!

Kaufen Sie sich daher eine dreiteilige Graukarte (z.B. Ares Foto Graukarte (10x13cm) für ca. 10€)

  • Stellen Sie im manuellen Modus Ihre Kamera auf die native ISO und Blende 8 (oder 11) und richten Sie sie formatfüllend auf die Graukarte (18% Grau).
  • Ermitteln Sie nun die zugehörige Belichtungszeit (z.B. 1/10 Sekunde).
  • Stellen Sie diese Belichtungswerte fix ein und machen Sie nun alle weiteren Aufnahmen mit genau diesen Einstellungen.

Bild:  3-teilige Graukarte

Focus-Target, digitale Reproduktion von Kunstwerken, Dr. Ralph Oehlmann, Oehlmann-Photography

Tipp-6  -  Der Fokus

 

Gemälde weisen stellenweise zu wenig Struktur und Kontrast auf um eine exakte Fokussierung zu ermöglichen. Da der Schärfe der Abbildung jedoch eine besondere Bedeutung zukommt, empfehle ich Ihnen die Verwendung eines Focus-Targets (z.B. FoCal Standard Target, kostenlos). Drucken Sie sich das Target zur Verwendung aus oder verwenden Sie alternativ z.B. eine Visitenkarte mit klarer, kontrastreicher Schrift.

 

  • Stellen Sie sicher, dass das Focus-Target plan auf der Oberfläche des Gemäldes aufliegt (hier können sich starke Neodym-Magnete als hilfreich erweisen).
  • Positionieren Sie die Kamera optimal für die Aufnahme.
  • Stellen Sie das Autofokus-System auf einen einzelnen Fokuspunkt um.
  • Visieren Sie das Focus-Target an und fokussieren Sie.
  • Stellen Sie das Autofokus-System ab (bzw. stellen Sie es auf "manuell" um, damit beim Auslösen die Kamera nicht versucht neu zu fokussieren).
  • Betrachten Sie das gemachte Bild auf dem Kameramonitor in der 100% Ansicht und prüfen Sie die Schärfe des Focus-Targets.
  • Wiederholen Sie diesen Vorgang solange, bis der Fokus sitzt.
  • Machen Sie nun alle Aufnahmen von diesem Gemälde mit genau diesen Einstellungen.
Gemälde mit Graukarte, digitale Reproduktion von Kunstwerken, Dr. Ralph Oehlmann, Oehlmann-Photography

Tipp-7  -  Die Aufnahme

 

Jetzt fehlt nur noch die perfekte Aufnahme.

  • Machen Sie zunächst ein Bild mit sichtbarem Focus-Target.
  • Entfernen Sie dann das Focus-Target und bringen Sie die Graukarte an (alle 3 Karten, siehe Bild) und machen Sie ein weiteres Bild (dieses Bild dient als Referenzbild für die spätere Bildbearbeitung)
  • Entfernen Sie nun die Graukarte und machen Sie nun das "eigentliche" Bild (immer RAW-Dateien mit generieren).
  • Prüfen Sie abschließend die Schärfe der Aufnahme (100% Ansicht auf dem Monitor), die korrekte Belichtung (hier können Sie auch das Histogramm zu Rate ziehen) und die Vollständigkeit des Motivs (das komplette Gemälde muss abgebildet sein).
  • Wenn alles passt, dann können Sie sich das nächste Bild vornehmen und wieder mit der korrekten Positionierung beginnen (Bildmitte = Objektivmitte = konstant). Passen Sie einfach jeweils die Höhe der Staffeleiauflage an, dann kommen Sie schnell voran.
Grafikmonitor, digitale Reproduktion von Kunstwerken, Dr. Ralph Oehlmann, Oehlmann-Photography

Bonus-Tipp

 

Ein kalibrierter Monitor ist die Grundvoraussetzung für jede erfolgreiche Bildbearbeitung!

 

Verwenden Sie für Ihre Bildbearbeitung einen unkalibrierten (Office-PC) Monitor, dann blicken Sie in der Regel auf einen kontrastreichen und blaustichigen Monitor. Und Sie werden dann voraussichtlich versuchen Farbstiche zu eliminieren, die eigentlich gar nicht vorhanden sind.

 

Zudem ist der angezeigte Farbraum meist viel zu klein und besonders bei Laptops ist die Anzeige häufig stark vom Blickwinkel abhängig. Alles in allem sind das keine guten Startbedingungen.

 

Aus diesem Grund rate ich Ihnen dazu, in einen guten Grafikmonitor zu investieren.

 

Die besten Tools für Ihre Bildbearbeitung finden Sie in professioneller Bildbearbeitungssoftware wie Lightroom und Photoshop von Adobe

 

Es gibt aber natürlich auch anderer Programme, die man hier einsetzen kann (z.B. Gimp und Darktable, die beide kostenlos sind).

 

Die besten Ergebnisse werden Sie mit den erstellten RAW-Dateien erzielen - die Einarbeitungszeit in die Bearbeitung von RAW-Dateien wird sich langfristig für Sie lohnen.

 

Ich hoffe, ich konnte Ihnen hier ein paar hilfreiche Tipps für die Reproduktion Ihrer Kunstwerke geben.

 

Mit besten Grüßen,

 

Ihr Ralph Oehlmann

 

PS:  Und sollte Ihnen die ganze Sache doch zu kompliziert oder zu aufwändig sein, dann unterstütze ich Sie gerne -  rufen Sie mich einfach an.

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