Focus Stacking - Scharf von vorn bis hinten!

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Kennen Sie das Problem?

Manche Bilder sind einfach nicht richtig scharf. Stattdessen ist im Bild eine Schärfezone erkennbar und davor und dahinter erscheint das Bild zunehmend unscharf.

 

Häufige Ursachen für eine geringe Tiefenschärfe:

  • Aufnahmen mit weit geöffneter Blende (z.B. f2,0 oder f2,8)
  • Verwendung eines Teleobjektivs
  • Macro-Aufnahmen ganz nah am Objekt
  • Falsche Platzierung des Focus-Punktes (z.B. bei Landschaftsaufnahmen, hier lohnt sich die Nutzung von DOF-Kalkulatoren für Ihr Smartphone)
Nahaufnahme, Glaskelch, selektive Tiefenschärfe, Ralph Oehlmann, Oehlmann-Photography
Tokina, AT-X Pro Macro 100mm F2.8 D; ISO 100, f 2.8
Portrait, Schleißheimer Schloss, selektive Tiefenschärfe, Ralph Oehlmann, Oehlmann-Photography
Sigma, DC 17-50mm F 2.8 EX OS HSM, 50mm, ISO 100, f 5.6

Selektive Tiefenschärfe

Natürlich wird die Tiefenschärfe oft für kreative Zwecke in der Bildgestaltung eingesetzt.

Links sehen Sie zwei Beispiele, bei denen die selektive Tiefenschärfe dazu verwendet wurde, das Hauptmotiv vom Hintergrund zu trennen.

Dadurch entsteht mitunter eine große Ruhe (oben, Glaskelch) bzw. das Auge des Betrachters kann besser geführt werden (unten, Portrait im Schleißheimer Schlosspark).


Was aber tun, wenn wirklich alles scharf abgebildet werden soll?

 

Dieses Problem begegnet mir des Öfteren in der Produkt-Fotografie.

Hier soll das Objekt ja in all seinen Facetten möglichst naturgetreu wiedergegeben werden und da kommt der Schärfe natürlich eine besondere Bedeutung zu.

 

Focus Stacking

Die Methode, die hier zum Einsatz kommt basiert darauf, dass man von einem unbeweglichen Motiv mehrere Aufnahmen macht, die sich lediglich in der eingestellten Focus-Ebene unterscheiden.

 

Im Folgenden möchte ich kurz beschreiben, wie Sie mit dem Programm Adobe Photoshop ganz leicht perfekt scharfe Bilder generieren können.

Theorie

  • Mehrere Aufnahmen von einem Objekt (oder einer Landschaft) machen
  • Idealerweise sollte die Kamera dazu auf einem Stativ stehen
  • Der Focus sollte von Bild zu Bild verändert werden (von ganz vorne bis ganz hinten)
  • Die entstehenden Bilder sollten entweder direkt (oder nach Bildbearbeitung in LR) in einem gemeinsamen Folder abgelegt werden
  • Von Photoshop aus werden alle Bilder der Focus-Serie geöffnet, in einen Stack geladen, zueinander ausgerichtet und miteinander kombiniert (Maskenerstellung)
  • Als Ergebnis liegt dann eine neue, zusammengesetzte Datei vor, bei der (möglichst) alle Bildbereiche scharf dargestellt werden

Praxis

  • Alle Bilder eines Focus-Stacks in Adobe Lightroom laden und identisch bearbeiten (keine Geometrie)
  • Sichern aller Bilder als PSD-Files in einen neuen Folder
  • Falls Sie keinen RAW-Workflow verwenden, können Sie die Bilder auch direkt in einen gemeinsamen Ordner kopieren
  • Starten von Adobe Photoshop CC
  • Laden der Bilder in einen Stack mit:  [File | Scripts | Load Files into Stack]
  • Dazu zum entsprechenden Folder browsen und die Bilder auswählen
  • Hierbei die Option [Attempt to Automatically Align Source Images] anklicken
  • Note: sollte man das „Autoalignment“ vergessen haben, so kann man es auch später nachholen:  [Edit | Auto-Align Layers]
  • Das sieht nach dem Import der PSD-Dateien dann so aus
  • Nun werden alle Bilder miteinander kombiniert (nur scharfe Bereiche):  [Edit | Auto-Blend Layers]
  • Verwenden Sie diese Einstellungen für den Auto-Blend Layers Vorgang
  • Die Berechnung ist relativ aufwändig und kann etwas dauern...
  • Dann sieht man, dass eine neue oberste Layer (merged) generiert wurde (rot).
  • Für jedes Einzelbild wurde zuvor eine Maske erstellt, die idealerweise nur richtig scharfe Anteile des Bildes durchscheinen lässt (grün)
  • In dieser Darstellung wurde die Opacity des neuen Gesamtbildes (oberste Layer) auf 70% reduziert, damit man das Motiv noch schemenhaft erkennen kann
  • Dann wurde eine der Layers (rot) sichtbar gemacht um zu demonstrieren, wie sich das neue Gesamtbild aus einzelnen, scharfen Bereichen der verschiedenen Einzel-Layers zusammensetzt
  • Falls es zu Fehlern kommen sollte, können die entsprechenden Masken mit einem schwarzen oder weißen Pinsel editiert werden (white reveals, black conceals)
  • Das Ergebnis kann nun gespeichert werden
  • Abschließend kann das Bild noch nachbearbeitet und anschließend z.B. als JPG-Datei im sRGB Farbraum gesichert werden
  • Links sehen Sie das fertige "Produkt"

Ergebnis

 

Wie Sie sehen, kann man mit einem Focus Stack leicht ein neues Gesamtbild generieren, das jedem einzelnen Bild an Tiefenschärfe bei weitem überlegen ist.

 

Vielleicht probieren Sie diese Technik z.B. einmal mit einer schönen Blüte zuhause aus.

 

Ich wünsche Ihnen viel Spaß dabei  :-)

 

Ihr Ralph Oehlmann

PS

  • Für Macro-Aufnahmen funktioniert das alles natürlich ebenfalls sehr gut.
  • Hier wäre dann allerdings ein Einstell-Schlitten mit mechanischem Feintrieb vorn Vorteil.
  • Die gibt es in recht ordentlicher Qualität bei Amazon schon für ca. 25€...


  • Und wer den Ablauf noch perfektionieren möchte, kann das mit einer Software wie z.B. ControlMyNikon machen, die die komplette Steuerung der Kamera samt Fokussierung via
    Live View vom Computer aus ermöglicht
    (Nur so als eine kleine Anregung...)

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